Sexuelle Erregung: alles, was frau wissen muss
Sexuelle Erregung
Was turned dich an? Was turned dich ab? Lies hier alles, was frau wissen muss.
Welche Reize sexuelle Erregung auslösen und welche Reize als potenzielle Bedrohung wahrgenommen werden, ist weder angeboren noch bei allen Frauen gleich. (Für Männer gilt das Gleiche.) Bist du sexuell erregt, dann heißt das, dass deine individuellen Anturner angeknipst wurden und gleichzeitig – und das ist auch sehr wichtig! – deine individuellen Abturner ausgeschaltet sind.
Gaspedal und Bremse
So wie wir sprechen lernen, erlernen wir im Laufe unserer Lebens, was für uns sexuell relevant und was potenziell bedrohlich ist. (Dieser Lernprozess ist bei Frauen und Männern übrigens unterschiedlich.)
Du hast also ein sexuelles Gaspedal und eine sexuelle Bremse. Ist das nicht spannend?
Diese Erkenntnisse haben Erick Janssen und John Bancroft in Ende der 90er Jahre zu dem sogenannten Dualen Kontrollmodell zusammengefasst. Es war revolutionär zu allen Vorgängermodellen menschlicher Sexualität, weil es nicht nur erklären kann, was beim Erregungsprozess abläuft (z.B. gesteigerte Durchblutung bestimmter Körperteile), sondern auch den wichtigen Mechanismus, der die Erregung steuert. Und das hat die Welt der Sexualtherapie und das Verständnis für die eigene Sexualität vieler Menschen bedeutend positiv verändert.
Es gibt also das Gaspedal deiner sexuellen Reaktion – das sogenannte “System der sexuellen Exzitation oder Erregung” und die Bremse – das “System der sexuellen Inhibition oder Hemmung”.
Beide Systeme scannen deine Umwelt und deine innere Welt konstant nach allem ab, was sexuell von Bedeutung sein könnte. Du nimmst das erst wahr, wenn du bereits angeturnt bist.
Alles, was du siehst, riechst, hörst, fühlst, schmeckst oder denkst verarbeitet dein Gehirn (dir meist völlig unbewusst) als Anturner oder Abturner.
Deine Abturner bestehen dabei aus zwei Bremsen – die eine Bremse scannt (ähnlich wie dein Gaspedal) deine innere und äußere Welt nach potentiellen Bedrohungen: gute Gründe jetzt nicht sexuell erregt zu werden. Zum Beispiel, wenn du gesundheitliche oder soziale Konsequenzen befürchten musst. Die zweite Bremse ist eher wie die Handbremse in einem Fahrzeug. Die ist z.B. chronisch angezogen, wenn du dir Sorgen machst, keinen Orgasmus zu haben. Das Bremspedal (Nr. 1) ist die Angst vor den Konsequenzen einer sexuellen Handlung, die Handbremse (Nr. 2) ist die Angst vor dem Versagen in sexuellen Handlungen.
Was löst dieses Wissen bei dir aus?
Dein sexuelles Temperament
Im Wesentlichen funktioniert deine sexuelle Erregung und Erregbarkeit über die Bremsen und das Gaspedal (falls du nicht weißt, wovon ich spreche, check den letzten Post). Die Stärke deiner sexuellen Erregung hängt zum einen davon ab, wie stark dein Gaspedal getreten wird und wie gering deine Bremsen aktiviert sind – und zum anderen auch, wie empfindlich deine Bremsen und dein Gaspedal auf Einflüsse reagieren. Und hier sind wir alle herrlich unterschiedlich.
Eine sehr empfindliche Bremse kann allerdings mitunter problematisch sein und ist der Hauptfaktor für sexuelle Probleme aller Art – unabhängig vom Gaspedal.
Eine Studie mit über 200 Frauen aus dem Jahr 2008 zeigte, dass geringes sexuelles Interesse und Erregungs- sowie Orgasmusprobleme stark von der individuellen Sensibilität in Bezug auf die äußere Situation (“Wenn nicht alles ‘genau stimmt’, fällt es mir schwer, sexuell erregt zu werden”) und der Sorge über die eigene Performanz (“Wenn ich mir Sorgen mache, ob ich zu lange brauche, um erregt zu werden oder zum Orgasmus zu kommen, kann das meine Erregung beeinträchtigen”) einhergehen.
Zu wissen, wie empfindlich deine Bremsen und dein Gaspedal sind, hilft ungemein, zunächst einmal ein liebevolles Verständnis für deine Besonderheiten zu entwickeln und dann auch dabei, deinen äußeren Kontext und deine innere Welt so ausrichten, dass deine S.xualität für dich (noch) entspannter, schöner, befriedigender, großartiger wird.
Wenn du Lust hast, spielerisch mehr über deine derzeitige Konstitution zu erfahren, dann stell dich ein paar gezielten Fragen zu deinem sexuellen Temperament. Den Fragebogen kannst du durch klick auf das Bild rechts oder hier herunterladen.
Und darüber hinaus: versuch präsent zu bleiben und immer bewusster zu beobachten, wie dein Geist und dein Körper in bestimmten (potenziell) sexuellen Situationen reagiert. Was genau hat dich gerade besonders angeturnt? Was genau führt gerade in diesem Moment dazu, dass du dich überhaupt nicht für sexuelles Vergnügen öffnen kannst?
Und: Es ist ein Akt großer Stärke, um Unterstützung zu bitten, wenn es schwer ist, alleine weiterzukommen. Du kannst alles alleine schaffen, musst du aber nicht! “Alleine” ist meistens der steinigste und langwierigste Weg zum Ziel.
Sexuelle Erregung und Vergnügen neu lernen
Was uns an- oder abturnt lernen wir lernen wir durch unsere Erziehung, gesellschaftliche Normen, kulturelle Kontexte. Das ist ganz ähnlich zum Erlernen einer Sprache und bestimmter Wörter und die Art und Weise der Aussprache. Stand der Forschung ist, dass es keine angeborenen sexuellen Reize gibt – genausowenig wie es angeborene Wörter gibt.
Der Lernprozess unterscheidet sich (i.d.R.) nach Geschlecht. Jungs merken tendenziell viel schneller und deutlicher, dass ein Teil ihres Körper, ihr Penis sich verändert, wächst, verschiedene Empfindungen hat. Das Kleinhirn eines Jungen verbindet das sowohl mit äußeren Reizen als auch mit inneren körperlichen Empfindungen und Emotionen. I.d.R. verknüpft sein Gehirn eine Erektion sehr direkt mit Dingen, die um ihn herum geschehen. Alles, was mit einer Erektion verbunden ist, wird als sexueller relevanter Reiz abgespeichert.
Mädchen erleben i.d.R. keine ähnlich deutliche Reaktion ihres Körpers auf äußere Reize. Deshalb findet hier oft eine Prägung von sozialen Kontexten und sexuell relevanten Reizen statt. Es sind sozusagen keine erektionsauslösenden Reize sondern soziale (und emotionale) Reize, die ein Mädchen erregt werden lässt. Mädchen lernen mehr kulturell, was sexuell relevant ist und weniger, weil sich ihre Yoni “plötzlich” verhält.
Zudem beeinflussen Hormone diesen Lernprozess. Bei Jungs/Männern ist der Hormonspiegel relativ konstant. Bei Mädchen/Frauen gibt es große Schwankungen innerhalb eines Menstruationszyklus.
Jetzt gibt es aber auch diese tolle Sache der Neuroplastizität. Und das heißt??
Das heißt, dass du umlernen kannst, dass du neu lernen kannst, dass du verlernen kannst. Kultur, Religion, Erfahrungen und Prägungen deiner Eltern und nahestehender Personen führen in aller Regel eher zu einer Sensibilisierung der Bremsen (falls du nicht weißt, wovon ich spreche, dann lies die letzten Posts), insbesondere bei Mädchen/Frauen – leider ist Sexualität häufig immer noch schambesetzt, etwas Unzüchtiges, etwas Verwerfliches, Sündiges, Schmutziges, etwas Gefährliches.
Lass uns zusammen all diese Muster und Prägungen verlernen. Und neu lernen, dass Sexualität und sexuelles Vergnügen etwas Wunderschönes ist, etwas Bereicherndes, etwas Verbindendes, etwas Bewusstseinserweiterndes, etwas Kraftvolles, etwas potenziell Spirituelles. Lass uns zusammen eintauchen in unser ganzes Potenzial, ein multiorgasmisches Leben zu führen. Nicht nur im Bett!
Die 4 Kategorien von Auslösern sexueller Erregung
4 Kategorien von Auslösern für sexuelles Verlangen entdecken die Wissenschaftlerinnen McCall und Meston in ihrer quantitativen Studie* mit fast 900 Frauen:
1. Emotionale Bindung:
das heißt, es sind Gefühle wie Liebe, emotionale Verbundenheit, Sicherheit, Geborgenheit, Loyalität und besondere Aufmerksamkeit vom Partner/von der Partnerin präsent.
2. Erotik (explizite Reize):
das heißt, frau schaut einen erotischen Film oder erotische Filmszenen, liest einen erotischen Roman, sieht oder hört andere Menschen beim S.x, nimmt das sexuelle Begehren ihres Partners/ihrer Partnerin wahr, schreibt sich anregend per Smartphone erotische Worte hin und her.
3. Visuelle Umgebungsreize:
wenn frau z.B. in nächster Nähe ein (in ihren Augen) absolut attraktiver, sportlicher, stylisch angezogener, charismatischer Mann mit strahlendem Lächeln in herzlicher Interaktion mit dem Barista in einem Café auffällt.
4. Romantik (implizite Reize):
das heißt vor allem vertrautes Verhalten, wie z.B. vertraute körperliche Berührungen in einer Partnerschaft, zusammen einen Sonnenuntergang zu genießen, miteinander herzlich zu lachen.
Es ist also völlig normal, wenn du ein gewisses Setting brauchst, um heiß zu werden. Insbesondere Vertrauen und Sicherheit – also Qualitäten der emotionalen Bindung – sind für viele Frauen ein wichtiger Faktor, um sich in sexuelles Vergnügen fallen lassen zu können.
Also lass dir bloß von niemandem einreden, du seist prüde oder verklemmt, wenn du dich in bestimmten Situationen nicht angeturnt fühlst. Es ist ok! Du bist ok!!
Weitere Faktoren für weiblichen Turn-On bzw. Turn-Off
In einer anderen, qualitativen Studie** zur sexuellen Erregung und Erregbarkeit mit 80 Frauen und ähnlichem Ziel (siehe vorangehenden Post) extrahierten Graham et al. folgende Faktoren für weiblichen Turn-On bzw. Turn-Off:
“Gefühle zum eigenen Körper.
O-Ton Studienteilnehmerin: ‘Es ist viel leichter für mich, erregt zu sein, wenn ich mich wohl in meiner Haut fühle’ […]
Sorge um den Ruf.
‘Wie wenn man Single ist und mit einer anderen Person S.x haben will und denkt […] ‘Was denken die von mir, wenn ich so etwas mache?’’
Die Bremse anziehen.
‘Man hat vielleicht Lust, aber denkt dann ‘Halt, stopp, es geht nicht’, ‘du hast eine Beziehung oder der Typ ist ein Loser… und plötzlich denkst du nur ‘Okay, vergiss es, ich kann nicht. Keine gute Idee’ und lässt es einfach’
Ungewollte Schwangerschaft/Verhütung.
‘Ungewollte Schwangerschaft ist ein echter Abturner, und wenn du mit jemandem zusammen bist, der sich anscheinend keine Gedanken darüber macht, dann kommt es einem wirklich gefährlich vor.’
Sich von Partner/Partnerin begehrt vs. benutzt fühlen.
‘Ich mag es, wenn [Männer] nicht nur die Teile deines Körpers streicheln, die sexuell erregt werden, sondern zum Beispiel auch die Arme… es fühlt sich an, als ob er dich ganz meint und deinen ganzen Körper wahrnimmt.’
Sich von Partner/Partnerin akzeptiert fühlen.
‘Selbst mein zweiter Mann, und wir waren 16 Jahre zusammen, akzeptierte meine sexuelle Reaktion nicht… Ich bin sehr laut und [bei] meiner Lieblingsart, zum 0rg4smus zu kommen, fühlte er sich außen vor… Es war zunehmend so, als würde eine Wand zwischen uns heruntergefahren.’
Stil der Annäherung/Initiierung und Timing.
‘Sein ‘Ding’… Sie wissen schon, wie der Mann auf mich zukam, wie er mich dazu brachte, länger als, sagen wir, fünf Minuten, mit ihm zu reden? …Es war die Art, wie er es anfing.’
Negative Stimmung.
‘Wenn Sie sehr wütend auf den gewählten Partner sind, wenn Sie wegen etwas sehr wütend auf ihn sind, werden Sie auf keinen Fall erregt.’” (Nagoski (2017) Komm, wie du willst. S.106f.)
Durch solche und andere Studien kommen wir zu einem besseren Verständnis, einer liebevollen Akzeptanz, einer Normalisierung und hoffentlich auch zu einem neugierigem Staunen, dass der Turn-on bei Frauen einfach herrlich vielfältig ist und von verschiedenen Faktoren abhängt.
Also lass dir bloß von niemandem einreden, du seist unnormal, wenn du dich nicht immer und überall und mit jedem gleich angeturnt fühlst. Es ist ok! Du bist ok!!
Sexuelle Erregung: Es kommt auf den Kontext an!
Und der besteht aus 2 Faktoren: den äußeren Umständen UND deinem inneren (mentalen und emotionalen) Zustand.
Eine gleiche/ähnliche sinnliche Empfindung (sehe, riechen, hören, fühlen, schmecken) wird von dir in unterschiedlichen Kontexten unterschiedlich wahrgenommen und verarbeitet.
Riechst du “Käse” in einem französischen Restaurant, dann läuft dir das Wasser im Mund zusammen – vorausgesetzt, du stehst auf herzhaften Käse. Riechst du “Käse”, wenn jemand sich an dir in der U-Bahn vorbeizwängt, dann wird sehr wahrscheinlich eine andere körperliche Reaktion bei dir ausgelöst.
Gibt dir dein Partner/deine Partnerin einen Klaps auf den Hintern, während du unter Zeitdruck und nervös das letzte Mal deinen Text für einen wichtigen Vortrag durchgehst, dann bist du wahrscheinlich eher angepisst (ich wäre es). Gibt dir dein Partner/deine Partnerin mit einem Kompliment einen Klaps auf den Hintern, wenn du entspannt aus der Badewanne steigst kann dich das sehr erregen.
Der Kontext bestimmt die Wahrnehmung deiner Empfindungen.
Wenn du gestresst bist, dann wirst du wahrscheinlich beinahe alles als potenzielle Bedrohung wahrnehmen. Und in bedrohlichen Situationen hat frau tendenziell wenig Sinn nach sexuellem Vergnügen und die sexuelle Erregung geht wahrscheinlich eher gegen 0.
Der Kontext bestimmt, wie dein Körper/Geist-System auf Reize reagiert.
Das bedeutet nicht nur, dass du dich durch ein entspannendes Bad bei Kerzenlicht, einem Glas Wein und der Erwartung deines/r bald nach Hause kommenden heißen Partners/in in erotische Stimmung bringen kannst, sondern auch, dass in einem s.xpositiven Kontext eine offene innere Haltung unterstützt wird, die wiederum fast alles als potenziell “schön”, “attraktiv” und “s.xy” also anturnend einordnet.
Indem du für dich selbst verstehst, in welchen Kontexten dein Körper/Geist-System die s.xy Brille aufhat und wie du diese Kontexte herstellen kannst, kannst du deinem Leben (noch) mehr Glitzer und Turn-on verleihen – nicht nur im Bett!
Eine bewusste Self-Pleasure-Praxis im Allgemeinen und die Praxis mit einem Yoni Ei im Speziellen kann deine grundlegende sexuelle Erregung und Erregbarkeit deutlich positiv beeinflussen. Für den Anfang empfehlen wir das klassische Nephrit Jade Yoni Ei (Größe M). Vergiss auch deine Brüste nicht in deine Selbstliebepraxis mit einzuschließen. Hier kannst du die besten Tipps für eine großartige Brustmassage lesen.
Danke für deinen Mut und dein Da-Sein.
Kamala liebt dich.
Du rockst!